Monatsrückblick Oktober 2021 – Corona & Urlaub

Schon wieder Zeit für einen Monatsrückblick. Dieser Oktober hatte es in sich. Er war für mich geprägt von viel Arbeit, einigen schönen Momenten in der Natur, den Dienstagen mit der Enkeline, Coronowahnsinn und Urlaub. Es war ein Monat, in dem ich wieder einmal meine Grenzen überschritten habe, in dem ich zeitweise alles ignorierte, was ich inzwischen (mitunter mühsam :-)) über Zeitmanagement und Selbstfürsorge gelernt habe. Alte Muster zeigten sich wieder. Mit den alten Mustern ist es wie mit einer Suchterkrankung. Du denkst, du bist über den Berg und schwups, da testet dich das Leben wieder. Nur im Unterschied zu einer Sucht ist es mit den alten Mustern inzwischen so, dass ich sie sehr schnell erkenne und mich entscheiden kann, wie ich mit ihrem Auftauchen umgehen will. Das macht den Umgang damit weniger schwer. Früher habe ich mir vorgeworfen, wenn so ein Muster mal wieder auftauchte. Heute kann ich es begrüßen wie einen alten Bekannten und dann entscheiden, ob es im Moment nicht sogar hilfreich ist. Mehr dazu findest du unter der Überschrift Coronawahnsinn.

Doch erst einmal begann der Oktober mit vier vollen Arbeitstagen, weil ich den Freitag rausgearbeitet habe um das Wochenende bei meinem Liebsten in Hermeskeil zu verbringen.

Ein Wochenende im Hunsrück.

Wie sehr ich das genieße hier zu sein. Zeit zu zweit und Zeit für mich. Lange Spaziergänge im Wald und an der Saar. In der Sonne im Liegestuhl sitzen und lesen oder beim Meditieren einschlafen. Abends am Lagerfeuer hocken, miteinander reden oder schweigend ins Feuer glotzen und dabei die Anwesenheit des anderen spüren.  Doch diesmal war etwas anders. Ein goldener Herbst. Das Jagdfieber packte uns: Es ist Pilzsaison. Am Ende interessiert mich gar nicht so sehr, wie viele von den leckeren Teilchen in meinem Beutel landen – viele sind es nicht, ich bin bei Pilzen vorsichtig, kenne nur wenige, von denen ich sicher weiß, dass sie essbar sind. Für das nächste Jahr ist der Besuch eines Pilzseminars fest geplant. Ich freue mich trotzdem über jeden Pilz, der sich mir zeigt. Der ein oder andere gibt ein ziemlich gutes Fotomodell, dafür lass ich ihn doch gern weiter wachsen. Es ist im Wald beim Pilze suchen fast ein wenig wie am Strand, wenn ich Muscheln suche. Ich genieße die Geräusche und Farben um mich herum, bewege mich stundenlang an der frischen Luft und vergesse die Zeit. Am Ende war die Ausbeute groß genug für eine leckere Pilzpfanne.

Dienstage mit der Enkeline

Wie sehr ich sie genieße, unsere gemeinsame Zeit am Dienstag Nachmittag bis Mittwoch früh. Jede Woche, kontinuierlich seit nunmehr fast zwei Jahren. Und wie sehr ich sie vermisse, wenn ich doch mal nicht kann – was nur in wenigen Situationen vorkommt: eine von uns ist krank oder im Urlaub. Fast jede Woche entdecke ich etwas Neues, was sie gelernt hat, wo sie wieder ein wenig selbständiger geworden ist. Ich kann diese Freude über das Zusammensein mit diesem Menschlein kaum in Worte fassen, zumal ich von mir selbst überrascht bin, mit welcher Intensität mich die Begegnungen mit ihr berühren. Es ist, als würde sie eine Tür in mir öffnen, einen Zugang schaffen zu dem Kind, dass ich einmal war und welches jetzt mit ihr gemeinsam auf Entdeckungsreise geht. Mit ihr lerne ich, wie wichtig kleine Rituale sind. Sie kennt unseren Einkaufszettel auswendig. Jede Woche gehen wir in den Onkel Emma Laden und kaufen: Gummibärchen, Milch und Süßigkeiten. Also eigentlich kaufen wir nur Gummibärchen, aber für sie sind Süßigkeiten und Gummibärchen zwei Dinge, die sie noch nicht zusammenbringt. Als ich Kind war, habe ich mich auch mit meinen Brüdern darum gestritten, wer Chingachgook und wer Gojko Mitic spielen darf und habe erst viele Jahre später verstanden, dass es nur eine Person war, ein Schauspieler in einer Filmrolle.

Coronawahnsinn

Es kommt nicht oft vor, aber wenn unsere Geschäftsführerin krank ist oder im Urlaub, dann vertrete ich sie als Ansprechpartnerin für die Kolleg:innen aus dem stationären Bereich. Meist habe ich da nicht viel zu tun, doch in diesem Monat traf es uns. Ein Kind in einer unserer Wohngruppen erkrankte an Corona. Sofort leiteten wir alle Maßnahmen ein: dass Kind kam in Einzelquarantäne, heißt gesondert von den anderen Kindern untergebracht und natürlich einzeln betreut. Das heißt, es gab das reguläre Team und aus diesem bildete sich das Quarantäneteam, welches für die Betreuung dieses Kindes zuständig war. In der WG gab es aber außer Corona noch eine Magen-Darm-Welle, die reihenweise Kinder und Kolleg:innen umwarf. Am Ende gab es 5 an Corona erkrankte Kolleg:innen und einige, die wegen Magen-Darm ausfielen. Für mich bedeutete das: Kolleg:innen aus allen anderen Teams (WGs und ambulantes Team) zu überzeugen, dass ihre Unterstützung dringend notwendig ist und gleichzeitig stieg ich in die Quarantänedienste ein. Meine regulären Aufgaben – WG Leitung und AFT liefen nebenher weiter, allerdings machte ich das alles weitgehend online. Das alte Muster was sich zeigte: ich kann auf Knopfdruck dissoziieren. Ich spürte mich nicht mehr. Fuhr eigene Bedürfnisse so weit runter, dass ich gut als Krisenmanagerin fungieren konnte. Ich spürte es und entschied bewusst, beides kann ich nicht halten und das funktionieren war gerade notwendig. Ich wusste, die Zeit in der ich so sein musste, ist endlich und mein Urlaub war auch nicht mehr weit. Ohne diese Fähigkeit der Abspaltung eigener Bedürfnisse hätte ich diese Woche nicht überstanden. Es war das erste Mal, dass ich mich davon nicht nicht belastet fühlte, sondern es als Fähigkeit anerkennen konnte. Hilfreich für die Entspannung, mal ein paar Stunden andere Themen durch den Kopf  hüpfen lassen, war eine kleine Onlineparty mit Freundin.

Urlaub in Portugal

Erst am 20. 10. morgens erhielt ich das Testergebnis des PCR-Test. Es war negativ. Natürlich habe ich in der Zeit davor täglich einen Schnelltest gemacht, der immer negativ war. Doch bevor ich am Abend in den Zug stieg wollte ich sicher gehen. Ich weiß, andere gehen damit anderes um, ich für mich hätte es für unverantwortlich gehalten, mich nicht vorher zu testen. So jedenfalls konnte ich beruhigt am nächsten Tag nach Portugal fliegen. Endlich wieder einmal fliegen. Sonne, Meer und eine andere Lebensart. Die Häuser in Olhão sind zwar alle klein und schmal – alter Fischerhäuser, aber jedes dieser Häuser verfügt über eine Dachterrasse. Dort spielt sich ein Großteil des Freizeitlebens ab. Ich fuhr mit der Fähre nach Ilha da Culatra und Ilha da Armona, zwei Inseln, auf denen ausgedehnte Spaziergänge auf herrlich weißem Sand möglich sind, große weite Strände und trotzdem ist die Kraft des Atlantik spürbar. Mit dem Zug erkundete ich das Umland, fuhr nach Fuseta und Tavira, bummelte zwischen den zauberhaft mit Fliesen verzierten Häusern entlang, trank Kaffee, hielt mein Gesicht in die Sonne, spürte den warmen Wind auf der Haut und kam so langsam wieder in mir an. Es ist ein so gutes Gefühl zu spüren, wie ich mich wieder für die Eindrücke von außen öffne, das Leben durch mich hindurchfließt. Jeden Abend saßen wir am Hafen von Olhão, Abendessen, Wein trinken, den Sonnenuntergang bestaunen. Dieses Licht dort ist jeden Tag anders und doch wärmt es auf die gleiche Weise, wenn es mich durchdringt.

Urlaub in Kell am See

Eigentlich ist das gar nicht richtig Urlaub und doch ist es Urlaub. Seit ein paar Jahren nehme ich mir die erste Novemberwoche frei, um einen guten Start in den NaNoWriMo zu haben. Ich nehme seit 2018 jährlich daran teil und es geht darum, in einem Monat 50000 Worte zu schreiben, durchschnittlich so viele Worte hat ein Roman. Es geht um die Rohfassung, einen ersten Entwurf. Für mich geht es darum, Material zusammen zu schreiben, mit dem ich den Rest des Jahres dann arbeiten kann. Mein Vorhaben in diesem Jahr: den im vergangenen Jahr begonnenen Jugendroman zu beenden und ein paar Blogbeiträge zu schreiben, die ich dann nach und nach hier veröffentlichen kann. Natürlich bleibt auch noch genug Zeit für den ein oder anderen Spaziergang, aber mein Ziel für die erste Woche sind mindestens 20000 Worte. Den Rest schaffe ich dann meist auch neben der Arbeit. Aber jetzt muss ich hier aufhören, es ist 23.56 Uhr, in 4 Minuten ist der Kickoff für den NaNoWriMo. Eine Stunde will ich heute noch schreiben.

Danke fürs Anschauen und Lesen 🙂

2 Kommentare

  1. sylvia 1. November 2021 um 21:12 Uhr

    Aber schön, dass du dennoch die Zeit und Energie gefunden hast, meinen Beitrag zu lesen. Danke dafür. Dann schlaf dich erst einmal aus und sammle neue Kraft.

  2. Noack Grit 1. November 2021 um 21:02 Uhr

    Wie immer habe ich deinen Artikel hier gelesen. Leider kann ich grad nicht intensiver darüber nachdenken und dabei meinen eigenen Oktober an mir vorüberziehen lassen. Mein Kopf ist voll mit Dingen, die ich noch bearbeiten muss und ich bin hundemüde. Das wird sich aber bald beruhigen und dann bin ich auch wieder „frei“ für deine Texte.

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Hallo, ich bin Sylvia

systemische Therapeutin, Trauma-Coach und Bloggerin. Seit über 20 Jahren arbeite ich mit Paaren, Familien und Einzelpersonen daran, negative Kindheitsprägungen und frühe Traumata zu lösen und ein Leben voller Selbstvertrauen, inneren Frieden und emotionaler Stabilität zu führen.
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